Da deutsche Banken unter anhaltend niedrigen Zinsen leiden, wollen sie ihre Erträge im täglichen Zahlungsverkehr optimieren. Experten veranschlagen die bis 2020 fokussierte Summe auf etwa fünf Milliarden Euro und warnen, dass vor allem Girokonten teurer werden könnten.
Sparen allein reicht nicht
Filialbanken erwirtschaften mehr als 70 Prozent ihrer Erträge mit Zinsüberschüssen, bei Volksbanken und Sparkassen liegen die Anteile sogar darüber. Angesichts andauerndem Niedrigzinsniveau rechnen die Sparkassen im laufenden Jahr mit Einbußen von mehreren Hundert Millionen Euro, gegenüber 2015.
Um dem entgegenzutreten, sparen die Kreditinstitute Kosten, indem sie Filialen schließen und Mitarbeiter freistellen. Sparen allein ist jedoch kein Weg aus der Krise, weil die Geldhäuser zeitnah große Summen in die Digitalisierung der Geschäftsprozesse investieren müssen. Unternehmensberater rechnen daher damit, dass die Institute ihre Erträge im Privatkundenbereich und hier beim Zahlungsverkehr über Konten und Karten steigern.
Eine Studie stellt drei mögliche Szenarien in Aussicht
Die von den Beratern rund um Oliver Wyman angefertigte Studie geht davon aus, dass deutsche Banken ihre Erträge im Zahlungsverkehr privater Kunden von gegenwärtig 7,4 Milliarden bis 2020 auf 12,4 Milliarden Euro steigern könnten.
Die Erträge würden innerhalb von vier Jahren auf 11 Milliarden Euro ansteigen, wenn Dienstleister im Segment Kartengeschäft und Kreditkartenanbieter mit den Banken kooperieren.
Auf 20 Milliarden wird der Zuwachs beziffert, wenn andere europäische Banken dem deutschen Modell folgen.
Preise für Girokonten treiben die Erträge deutscher Banken
Banken werden der Studie entsprechend etwa die Hälfte der angestrebten Erträge vermutlich mit Kontogebühren generieren, welche bis 2020 jährlich um zehn Prozent ansteigen dürften. Für Kunden mit Girokonten bedeutet diese Botschaft, dass sie sich auf Mehrausgaben einstellen müssen.
Banken sind aus Gründen der Profitabilität zu höheren Einnahmen im Zahlungsverkehr gezwungen, und heben daher die Preise für Girokonten weiter an. Obgleich die Notwendigkeit auf alle Institute gleichermaßen zutrifft, wird es wahrscheinlich weiterhin Anbieter für kostenfreie Girokonten geben.